Der Däne Jørgen Nash (1920-2004) war nicht nur multitalentierter Künstler sondern auch Freidenker, Rebell, Gesellschaftsrevolutionär und Provokateur. Deshalb kann man seine Kunst nicht so leicht in eine Schublade stecken geschweigenden einfach kategorisieren. Soviel steht jedenfalls fest: Nash debütierte als Bildhauer, betätigte sich später jedoch als Maler. Sein bevorzugtes Arbeitsmaterial waren allerdings weder Leinwand noch Platte, sondern die Medien.
Vielen Menschen ist Jørgen Nash vor allem wegen der Enthauptung der Kleinen Meerjungfrau von Kopenhagen in Erinnerung geblieben, obwohl dieser schon bald fünfzig Jahre zurückliegt. Das medienwirksame Happening ging um die ganze Welt und schmückte seinerzeit die Titelblätter der Weltpresse, und Jørgen Nash fühlte sich in seinem Element. Nebenbei sei jedoch bemerkt, dass niemals bewiesen wurde, dass es tatsächlich Nash war, der hinter diesem „Mord“ der Meerjungfrau stand.
Die Kritik am Establishment – vom Königlichen Theater und der Dänischen Akademie bis hin zur Regierung und zum Parlament – wurde durch solche Happenings zum Ausdruck gebracht, die Nash in der Regel mit seinem Freund und Kollegen, dem dänischen Multikünstler Jens Jørgen Thorsen, plante.
Viele Gedanken und Visionen Jørgen Nashs erscheinen heute entweder überholt oder wurden bereits realisiert, sodass seine Rebellion nicht mehr zeitgemäß ist. Seine Kunst jedoch lebt mit unverminderter Intensität weiter. Sie ist heute dank ihres Farbenreichtums, ihrer visuellen Wucht, ihrer Ausgelassenheit und ihrer kühnen Trotzigkeit besonders beliebt. Sie ist eine Botschaft aus einer Zeit, in der hinter einem Statement eine Weltanschauung steckte und Kunst nicht nur aus reiner Provokationslust provozierte.
Jørgen Nash hatte seine Blütezeit in den 1960ern und 1970ern. Die Gesellschaftsnormen waren im Wandel und fast alles war erlaubt – oder wurde zumindest ausprobiert. In den 1960ern gründete Nash zusammen mit seinem Bruder Asger Jorn das Künstlerkollektiv Bauhaus Situationiste Drakabygget auf einem abgelegenen Bauernhof im südschwedischen Örkelljunga. Hier lebte Nash auch mit seiner Frau Lis Zwick, die ebenfalls Künstlerin war. Drakabygget zog jahrelang einige der bekanntesten Künstler der damaligen Zeit an, wie etwa Jens Jørgen Thorsen, Hardy Strid, Carl Magnus und Helmut Sturm. So sollen sich im Drakabygget über die Jahre an die 500 Künstler aus aller Welt für eine kürzere oder längere Zeit aufgehalten und kreativ gewirkt haben.
Sowohl die Gemälde als auch die Grafiken Jørgen Nashs sind auf Auktionen sehr gefragt. Für die Originalwerke muss man oft etwas tiefer in die Tasche greifen; nichtsdestotrotz sind viele seiner Grafiken erschwinglich, und sie sind nicht nur dekorativ, sondern erzählen auch eine interessante Geschichte von einem der wichtigsten Zeitabschnitte der Moderne.
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